Wie die ÖBB mit Venture-Clienting Innovation auf die Schiene bringt - mit Werner Summerer

Oct 29, 2025

Maximilian Hahnenkamp

Ein Gespräch zwischen Maximilian Hahnenkamp (Scavenger AI) und Werner Summerer (Start-up Engagement Manager, ÖBB). Zwischen Kulturfragen, Allianz der Willigen und einem Hauch Pragmatismus.

Innovation mit System – wie die ÖBB Start-ups strategisch integriert

Wenn man an die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) denkt, denkt man an jahrzehntelange Erfahrung, Zuverlässigkeit und ein komplexes Netzwerk aus Personen- und Güterverkehr. Was viele jedoch nicht wissen: Hinter den Kulissen treibt ein engagiertes Team gezielt die Zusammenarbeit mit Start-ups voran.

Einer der zentralen Köpfe dahinter ist Werner Summerer, Start-up Engagement Manager im Bereich Innovation. Mit einem Team von über 20 Personen kümmert er sich um das Thema Venture Clienting – also darum, wie Start-ups ihre Technologien direkt in den operativen Alltag der Bahn einbringen können.

„Unser Ziel ist es, Innovationen vom Markt – also auch von Start-ups – effizient in den Konzern zu bringen. Am Ende profitieren davon sowohl wir intern als auch unsere Kundinnen und Kunden“, erklärt Summerer.

Vom Container zum Datenmodell – wenn Güterverkehr intelligent wird

Ein besonders greifbares Beispiel, wie Innovation in der Praxis aussieht, sind die intelligenten Container der ÖBB.

  • Jeder Container ist mit Sensoren ausgestattet, die in Echtzeit erfassen, wo sich das Frachtgut befindet.

  • Gleichzeitig werden Kilometerleistungen und Nutzungsdaten aufgezeichnet – eine wertvolle Basis für Predictive Maintenance.

  • Dadurch lassen sich Wartungszyklen optimieren, Stillstände vermeiden und Sicherheit erhöhen.

„Wir haben unsere Container intelligent gemacht – mit Mehrwert nicht nur für uns intern, sondern auch für unsere Kunden. Das ist ein klassischer Fall, wo eine Start-up-Lösung eine ideale Ergänzung zu einem großen Prozess darstellt – ein Win auf allen Seiten.“

Dieses Beispiel zeigt exemplarisch, wie die Bahn durch Technologiepartnerschaften effizienter, transparenter und nachhaltiger wird.

Open Innovation mit klaren Zielen

Innovation ist bei der ÖBB kein Selbstzweck.
Das Team rund um Summerer misst den Erfolg seiner Arbeit an klar definierten Kennzahlen (KPIs).

  • Business Impact: Welche messbaren Verbesserungen – etwa Kosteneinsparungen, Umsatzsteigerungen oder Qualitätsgewinne – entstehen durch die Kooperation mit Start-ups?

  • Nachhaltigkeit: Wie dauerhaft lassen sich die Ergebnisse in bestehende Prozesse integrieren?

  • Skalierbarkeit: Hat die Lösung Potenzial, im gesamten Konzern ausgerollt zu werden?

„Unsere zentrale KPI ist der Business Impact“, betont Summerer. „Manchmal ist ein einziger Case, der echten Mehrwert liefert, mehr wert als zehn kleine Experimente.“

Kultur des Ermöglichens statt Angst vor Veränderung

Was die ÖBB von vielen traditionellen Konzernen unterscheidet, ist ihr offener Zugang zur Zusammenarbeit.
Statt neue Technologien intern zu kopieren, setzt die Bahn auf echte Partnerschaften mit externen Innovatoren.

  • Start-ups bringen Geschwindigkeit und frische Perspektiven.

  • Die ÖBB bringt Erfahrung, Infrastruktur und Daten.

  • Gemeinsam entstehen Lösungen, die beide Seiten allein nie so schnell hätten realisieren können.

„Wir sehen uns als Enabler“, sagt Summerer. „Wir schaffen die Rahmenbedingungen, damit neue Ideen im Konzern überhaupt eine Chance haben. Das ist oft der schwierigste, aber wichtigste Schritt.“

Smarte Zukunft auf der Schiene

Der intelligente Container ist erst der Anfang.
In Zukunft sollen datengetriebene Systeme, Sensorik und KI noch stärker zusammenwachsen – vom Güterverkehr über Wartung bis zur Kundenkommunikation.

  • Echtzeit-Analysen für operative Entscheidungen

  • Automatisierte Wartungszyklen durch Machine Learning

  • Transparente Lieferketten, die CO₂-Ausstoß und Energieverbrauch berücksichtigen

„Wir stehen mitten in einem Wandel“, sagt Summerer. „Start-ups helfen uns, diesen Wandel schneller zu gestalten – mit neuen Technologien, die wir gezielt in unseren Betrieb integrieren.“

Fazit: Innovation, die ankommt

Die ÖBB zeigt eindrucksvoll, wie ein traditionelles Unternehmen Innovation pragmatisch, aber ambitioniert lebt.
Statt Hype folgt Struktur. Statt Kontrolle folgt Zusammenarbeit. Und statt Innovation um der Innovation willen steht der messbare Nutzen im Fokus.